"Was nützt Ökobilanzierung?" lautete die grundlegende Fragestellung, mit der Arbeitsgruppe A überschrieben war. Nicole Unger ging in Ihrem Vortrag kritisch auf den Informationsgehalt von Ökobilanzen und alternativen Werkzeugen des Umweltmanagements ein und illustrierte dies anhand elektrischer und elektronischer Geräte. Die übrigen Vortragenden interpretierten die Fragestellung A aus der Sicht von Ökobilanz-Erstellern, also im Sinne von "Wie muss Ökobilanz beschaffen sein, um der Zielgruppe zu nützen?" Wolfgang Walk ging der Frage nach angemessener Modularität von Sachbilanzmodellen in Abhängigkeit vom Informationsbedürfnis nach. Maiyia Shibasaki beschäftigt sich mit der Übertragbarkeit spezifischer Ergebnissen einer verfahrenstechnischen Pilotanlage auf allgemeingültige Aussagen zur entsprechenden großtechnischen Anwendung. In der Diskussion ergab sich, dass die Größenskalierung näherungsweise durch verfahrenstechnisches Wissen adressiert werden kann, die ergebnisrelevante geografische Lokalisierung jedoch nur über Szenarienrechnung - und dies kollidiert mit einem nachgefragten generischen Ergebnis.
Dass der Nutzen von Ökobilanzen nicht nur vom Detailierungsgrad der Modelle, sondern auch von der Ergebnisdarstellung und deren Einfachheit abhängen, zeigten Alexander Passer und Walter Struckl in ihren Präsentationen. Zum einen war eine EPD eines Recyclingbetonsteins für den Produktvergleich Untersuchungsgegenstand, zum anderen eine Bewertung von Schienenfahrzeugen als Entscheidungsunterstützung. In der Diskussion zu den beiden Vorträgen wurde offenbar, dass die Wahl der Systemgrenzen dem Adressaten der Ökobilanz angepasst werden muss und es keine allgemein angemessenen Systemgrenzen gibt.
Ein großer Nutzen der Ökobilanzierung ergibt sich aus der weitgehenden prozessübergreifenden Betrachtungsweise, inbesondere durch "consequential LCA" werden nicht offensichtliche Nebeneffekte von Maßnahmen deutlich. In den Vorträgen von Andreas Uihlein zur Lignocellulose-Bioraffinerie und Simone Ehrenberger über konkurrierende Nutzungsmöglichkeiten nachwachsender Rohstoffe wurde deutlich, dass die Bestimmung nutzengleicher Systeme mitunter schwierig ist und ein angemessener Untersuchungsumfang iterativ entwickelt werden muss.
"Netzintegration und ökologische Systemanalyse von Geothermiekraftwerken" - schon der Titel des Beitrags von Uwe Macharey weißt auf den Kernpunkt hin: Ökobilanzierung nutzt mitunter wenig, wenn sie sich alleine auf Produktsysteme beschränkt und die Nachfrageseite außer acht lässt.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass viele allgemeine methodische Fragen z.b. um Modellbildung oder Systemgrenzen beantwortet werden können, wenn die Zielgruppe der Studien beachtet werden - und damit ergibt sich der gewünschte Nutzen für den Ökobilanz-"Kunden".